Mit dankenswerterweise erteilter Erlaubnis dem Erdinger Anzeiger/Lokalteil vom Montag, 15. April 2019, entnommen:
„Politischer Arbeiter mit hohem Anspruch“
VON HANS MORITZ
Erding – Kommunalpolitik, politische Bildung und der Kampf gegen Rechtsextremismus – zwischen diesen Polen bewegt sich seit Jahrzehnten das gesellschaftliche Engagement von Stadt- und Kreisrat Horst Schmidt. Dem 67 Jahre alten Politiker, der 1975 der SPD beitrat, ist am Freitag die Georg-von-Vollmar-Medaille verliehen worden – die höchste Ehrung, die die Bayern-SPD zu vergeben hat. Urkunde und Plakette überreichte Landesvorsitzende Natascha Kohnen in einem Festakt im Weekend-Club. Schmidt habe sich „unglaubliche Verdienste um die SPD und ihre Bildungsarbeit erworben“. Kohnen bezeichnete den Erdinger als „einen Freund und Wegbegleiter“. Seit zehn Jahren eine sie der Kampf gegen Rechtsextremismus und Atomkraft.
Die Landeschefin würdigte auch die Verdienste Schmidts um die politische Bildung. Als Leiter des Bayernforums von 1999 bis 2012 habe Schmidt ihr den Wert politischer Bildung vermittelt. „Dabei geht es um nichts weniger als Demokratie. Das war sein Lebensauftrag.“ Gerne erinnere sie an die gemeinsame Freundschaft mit KZ-Überlebendem Max Mannheimer.
Als zweite politische Weggefährtin sprach Hildegard Kronawitter. Die Gattin des verstorbenen früheren Münchner OBs Georg Kronawitter vertrat den Landkreis Erding von 1998 bis 2008 im Landtag. Schmidts Gattin Ingrid war in dieser Zeit Kronawitters Mitarbeiterin. „Ohne Horst Schmidt hätte es mich als Erdinger Abgeordnete nicht gegeben“, bekannte Kronawitter, die sich bis heute in der Weiße-Rose-Stiftung engagiert. Er habe sie auf die politische Arbeit im Erdinger Land vorbereitet. „Und ich hatte viel zu lernen“, verriet sie. Die Dauerbrenner seien damals die gleichen wie heute gewesen: Ortsumfahrungen, Walpertskirchener Spange, Ringschluss und die Isentalautobahn. In den Wahlkämpfen, so Kronawitter, „hat der Horst immer hart angepackt“. Für sie ist Schmidt ein „politischer Arbeiter mit hohem Anspruch“. Die zehn Jahre seien „eine gute Zeit“ gewesen.
Nach der Verleihung der Georg-von-Vollmar-Medaille trat Schmidt sichtlich gerührt ans Mikrofon. Er zitierte Altkanzler Helmut Schmidt, der an seinem 95. Geburtstag gesagt habe: „Meine Fehler habt Ihr verschwiegen, Euer Lob habt Ihr übertrieben.“ Die politische Bildung liege ihm nach wie vor am Herzen, so der Geehrte.
Schmidt erinnerte an seine schwere Krebserkrankung, die kurz vor der Kommunalwahl 2014 diagnostiziert worden war. Damals musste ihm der Kehlkopf entfernt werden. „Es war nicht so leicht, die Stimme wieder zu erheben“, gab er zu. „Das politische Engagement war Teil meiner Reha. Ich danke für Euer Verständnis“, sagte er auch an die Adresse der anderen Parteienvertreter beim Festakt, OB Max Gotz (CSU), Petra Bauernfeind (FW) und Helga Stieglmeier (Grüne).
Schmidt gab seiner SPD einige Wünsche mit auf den Weg: ein neues Bodenrecht ohne Enteignungen, die Unterstützung der Kommunen bei Konversionen sowie deren Beteiligung bei der Entwicklung einer neuen Grundsteuer. Und er forderte mehr politische Bildung für Mandatsträger.
Schmidt hat(te) viele Ämter. Von 1992 bis 1996 war er SPD-Landesgeschäftsführer, den SPD-Unterbezirk Erding führte er von 1996 bis 2004, den Ortsverein von 2009 bis 2015. Kreistag und Stadtrat gehört er seit 2002 an.
Information zu Namensgeber der Medaille:
Georg von Vollmar wurde 1850 in München geboren und war von 1894 bis 1918 Vorsitzender der bayerischen SPD. Er gehörte Land- und Reichstag an und setzte sich für eine sozialdemokratische Reformpolitik ein, um wirtschaftliche und soziale Verbesserungen durchzusetzen. Von Vollmar kämpfte für eine SPD als Volks- und nicht als revolutionäre Arbeiterpartei. 1922 wurde er auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt.